Mittwoch, 29. August 2012

Hahnenklee heute

Als ich noch klein war, fuhren wir oft nach Hahnenklee in den West-Harz. Damals war der Ort von mir heißgeliebt - soooo viele Geschäfte, ein Wolle-Laden, ein Schokoladenladen mit einem Schokoladenladenmann, eine Eisdiele, ein Bücherladen, ein Zeitungsladen und und und... und sogar halbe Hähnchen konnte man bei Herlt erstehen und sie mit Wasser im Mund in die Wohnung tragen, um sich dort schmatzend alle Finger danach zu lecken.... im Fernsehen gab es nur drei Programme, der Plattenspieler war auch noch Mono und die Pullover wurden nie fertig gestrickt, weil man spätestens bei den Ärmeln keine Lust mehr hatte. Ich bin irgendwie hundert Jahre alt.....

Heute ist der Ort wie eine Geisterstadt. Fast alle Geschäfte sind verschwunden. Und die, die noch da sind, sind wie überall voll mit unspannenden Sachen, die keiner braucht. Oder schlechten Imbissen. Nur ein einziger Laden war noch so, wie er früher war. Und selbst die Dame, die uns damals die Bücher verkaufte, war noch immer hinterm Tresen und hat uns beraten. Da war ich ganz schnell wieder Kind.....




 Die Granetalsperre bei Regen und sehr viel Wind. Harz ist eben spröde!




Ein bisschen Heide-Farbe und meine über alles geliebten Waldheidelbeeren. Ich hatte als Zwerg im Harz IMMER den Mund blau und wir trugen die Dinger eimerweise nach Hause... 


Der Ortskern - die neu (und schön) gemachte Fußgängerzone kann leider nicht über die Tristesse hinwegtäuschen.


In der Mitte der ehemalige Schokoladenladenmann - meine Version der Chocolaterie.


Das ehemalige Rathaus - heute ein Altersheim. Aber ja trotzdem schön. Und die Uhr ist schon vor langer Zeit stehen geblieben...


Mein Bücherladen - da hatte ich fast ein Tränchen im Auge. Hier wurden die mir heute noch liebsten Kinderbücher erstanden. Und es war ein Fest, bei Nieselregen und Kälte in dem warmen Lädchen zu stehen und zu stöbern. Tausend Mal schöner als jeder Kindle, IPad und wie sie alle heißen, diese seelenlosen Dinger....




Ich finde, der Soli-Beitrag könnte auch mal wieder in den Westen fließen, damit ein Gleichgewicht hergestellt werden kann. Denn nur so kann aus Ost und West eins werden. Hier tut die Schieflage langsam wirklich weh!

2 Kommentare:

  1. In den Siebziegern war das Eiscafe Corazza meine erste Wahl

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  2. Ich habe von 1977 bis 1983 in Hahnenklee gelebt, damals war es richtig schön dort, es kamen noch sehr viele Kurgäste und auch die Stimmung im Ort war sehr schön ,fast familiär !! Gibt es eigentlich das Kinderheim Braunschweig am Emmas-Ruh-Weg bzw. an den Teichwiesen noch ????

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